Zukunftsdialog zum Heiligenstädter Stadtwald vereinbart

Martin Levin bei seinem Vortrag
Martin Levin bei seinem Vortrag

Der Heiligenstädter Stadtwald und seine forstliche Bewirtschaftung waren das Thema einer Gesprächsrunde am vergangenen Mittwoch. Immerhin 35 Bürgerinnen und Bürger waren auf Einladung der Stadtratsfraktion SPD-Grüne ins Alte Rathaus gekommen. Der Fraktionsvorsitzende Claudius Hille hatte bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass er eine Diskussion zur Bewirtschaftung des kommunalen Stadtwaldes anstoßen möchte.
Eingeladen hatten die Veranstalter deshalb den ehemaligen Oberförster des Göttinger Stadtwaldes Martin Levin. Er hat in seinen 33 Amtsjahren ein Modell der Waldbewirtschaftung als „Göttinger Modell“ mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt und umgesetzt, welches Erholung, Naturschutzes und forstliche Nutzung gleichberechtigt nebeneinander stellt.
In seinem Referat machte er deutlich wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in das forstliche Handeln zu integrieren. Menschen treiben Sport im Wald und sehnen sich gleichzeitig nach intakter Natur, in der auch bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein zuhause finden. Seiner Ansicht nach muss zudem in Zeiten des Klimawandels das Potenzial des Waldes klimaschädliches Kohlendioxid zu binden nach oben ausgeschöpft werden. Das gelingt seiner Ansicht nach am besten mit einer naturnahen Waldwirtschaft, mit weniger Baumfällungen, mit weiteren Rückegassenabständen von 40 Metern, einer konsequenteren Bejagung und mehr Totholz im Wald.
Die anschließende Diskussion eröffnete Norbert Sondermann mit einer Kurzpräsentation zu seinen aktuellen Eindrücken aus dem Stadtwald. Seine Bilder zeigten gleichförmige Verjüngungsbestände, Schäden der Holzernte und insbesondere die konsequente Erschließung des Stadtwaldes in einem System aus 20-Meter-Rückegassen. Es waren Beobachtungen, die ein unterschiedliches Echo fanden. Die Mitarbeiter des Forstamtes sahen die Waldentwicklung auf einem sehr guten Weg zu einer naturnäheren Bewirtschaftung. Vieles geht aus ihrer Sicht auf frühere Altersklassenwaldbewirtschaftung zurück. Die überdimensionierte Entwicklung von Wegen und Rückegassen wurde allerdings kaum reflektiert. Einige Mitglieder des Stadtrates verteidigten in Teilen die bisherige Entwicklung und bezogen sich auf die aktuelle Forsteinrichtung, die im Jahr 2021 neu aufgestellt wird. Forstamtsleiter Achim Otto und Revierleiter Michael Beume zeigten sich grundsätzlich gesprächsbereit, die Wünsche des Eigentümers also der Stadt Heilbad Heiligenstadt künftig aufzunehmen. Nur auf einmal alles neu zu machen, sei nicht realistisch.
Ein Angebot, dass von den Gästen des Abends positiv aufgenommen wurde. Die kommenden zwei Jahre sollen jetzt intensiv genutzt, einen Zukunftsdialog zum Stadtwald mit den Bürgerinnen und Bürger in Gang zu setzen.